19.12.2015 - Containerklang #5 - Kunsthaus Rhenania

logo kgnmDer Containerklang ist mit seiner fünften Ausgabe wieder in seinem alten Zuhause, dem Kunsthaus Rhenania, zu Gast und widmet sich hier der Verbindung zwischen Theater und Musik.
Über den Abend verteilte Kurzperformances wechseln sich ab mit DJ-Sets und lassen Raum für Gespräche an der Bar.

In Toshio Hosokawas Stück „MI-KO“ nehmen die drei Akkordeonisten die Rollen von Mensch, Kosmos und Natur ein und treten in einen musikalischen Dialog mit verschiedenen Elementen.
Im Musiktheater „Lebe-Käuzchen“ widmet sich das Kommas Ensemble einem Gedicht, das Paul Celan bei seiner Einweisung in eine psychiatrische Einrichtung schrieb.
Die Kompanie Kammerelektronik arbeitet zwischen instrumentalem Theater, Tanzperformance, Szenografie, Elektronischer Musik, Zeichnung und Fotografie und wird den Raum klanglich und visuell verwandeln.
Wer behauptet, das Cello sei lediglich ein Streichinstrument, sollte Gordon Williamsons „Domestic Abuse“ hören und staunen, welche perkussiven Fähigkeiten sich hierin verstecken.
- Barbara Schachtner und Doris Bauerecker zeigen in ihrer Performance mit Flügel und Akkordeon thematische Randsequenzen des Lebens und inszenieren diese mithilfe filmischer und choreographischer Elemente.
- In Simon Rummels „Authentischen Gesängen“ werden Ballons erst zu mikrotonalen Instrumenten, die dann während des Verlaufs allmählich verschwinden.

Die Performances werden in flexiblen Settings über den gesamten Raum verteilt und erzeugen so gleichzeitig einen installativ anmutenden Klangort.
Zwischen und nach den Konzerten legt Jan Lankisch Platten auf und schafft den Übergang in die Nacht und auf die Tanzfläche.

http://www.kgnm.de
http://www.facebook.com/events/1517958165168580

Programm:
Heidi Luosujärvi, Filip Eraković, Petteri Waris
Toshio Hosokawa (*1955): „MI-KO“ für 3 Akkordeons (2013)

Das japanische Wort „Miko“ steht für Schamaninnen, die sich ursprünglich in Trance versetzten und Botschaften von Göttern vermittelten.
Heutzutage sind sie oft junge Frauen, die in Shintō-Tempeln arbeiten und dabei sowohl mit religiösen als praktischen Aufgaben beschäftigt sind.
Bei dem Stück „Mi-Ko“ von Toshio Hosokawa tritt der erste Spieler in die Rolle der Miko, der zweite und dritte Spieler sind Kosmos und Natur auf der Rückseite von Miko.

Verschiedene Elemente wie Licht und Schatten, Mann und Frau, auf- und abwärts, hoch und tief spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Diese Elemente stören sich nicht, sondern befruchten einander.

Die Yin und Yang-Denkweise steht im Mittelpunkt des Werks.
Anderseits steht der Titel „Mi-Ko“ für „Mie Miki + Akkordeon“, für die Akkordeonkünstlerin, der das Stück gewidmet ist.
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Kommas Ensemble
Giovanni Biswas: „Lebe-Käuzchen“ für Stimme, Flöte, Cello und Klavier (2015) (UA)
Musiktheater nach Paul Celans Gedichten aus dem Nachlass

Christian Vásquez – Flöte
Bernhard Rath – Cello
Alberto Carnevale Ricci – Klavier
Giovanni Biswas – Stimme

„Erreichbar, nah und unverloren blieb inmitten der Verluste dies eine: die Sprache.“ (Paul Celan)
„Ich sehe mit viel Angst, wie Du in ein großes Meer hinaustreibst, aber ich will mir ein Schiff bauen und Dich heimholen aus der Verlorenheit.“ (Ingeborg Bachmann an Celan)
Lebe-Käuzchen ist eine Laienandacht zum Leiden Celans. Eine Versenkung durch Klänge und körperlichen Ausdruck ins Innere des Poeten, dort wo er in dem Wissen um die Shoa seine
im Tiefsten angelegte Trauer gründete – zusammen mit dem Wunsch irgendwie, irgendwann befreit zu werden. Dort, wo sich im letzten Jahrzehnt seines Lebens Celans psychische
Erkrankung in psychotischen Schüben äußerte.
Am Abend der ersten Einweisung in ein Spital schrieb Celan diese Verse: „Lebe-Käuzchen, dein Schrei / ich zähl nicht, wie oft. / Auch du mußt entkerkern.[...]“ (1965)
Die Eule (der Kauz) gilt hier wahrscheinlich für mehrere Symbologien, wie im Mittelalter: für Dämon, Irren, dämonisch Besessenen. Für Celan selbst? Und für den Unglücksboten, Mittler
zwischen den Welten.
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Barbara Schachtner und Dorrit Bauerecker
„Aus dem Leben gegriffen“
Performance, freie Improvisation und Kompositionen
Barbara Schachtner: Stimme, Gesang, Performance, Looper
Dorrit Bauerecker: Akkordeon, Klavier, Toypiano, Melodika

Die beiden Musikerinnen setzen sich in diesem Improvisationskonzert mit Randsequenzen des Lebens auseinander, die nicht immer zu unterscheiden sind von Traum und Wirklichkeit und zum Teil comichafte Züge annehmen.
Mit Solo- und Duoimprovisationen, an welche auch die ein oder andere Komposition andockt, nähern sich die beiden Künstlerinnen dem Thema.
Dorrit Bauerecker lässt visuell die Grenzen zwischen dem Spiel am „statischen“ Flügel und mit dem „beweglichen“ Akkordeon zerfließen.
Barbara Schachtner erweitert das musikalische Geschehen mit ihren JiffyActs©, Miniaturfilme, in denen sie eine unprätentiöse Ausdrucksform von Stimme und Augen-Blick findet.
Szenische und choreographierte Elemente verbinden sich mit Instrumenten und Stimme und lassen eine bildhaft klangliche Emotionalität entstehen.
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hand werk
Gordon Williamson: „Domestic Abuse“ (2014/2015) für zwei Spieler am Cello
Daniel Agi, Niklas Seidl – Cello

Das Cello, heiliges Streichinstrument und oft gelobtes Kunstwerk, wird von zwei Performern missbraucht. Wenn man nicht mehr vom Schlagverbot des Streichinstruments eingeschränkt ist, steht ein reifer Klangkörper mit vielen Neuheiten zur Verfügung.
Das Instrument wird zu einer Art Holztrommel, mit diversen Klangmöglichkeiten. Die Musik zeigt durch die brutale Gewalt und die raffinierten Feinheiten in den leisen Momenten des Stückes eine komplett neue, überraschende Seite des Cellos.
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Roman Pfeifer – Kammerelektronik
Kammerelektronik ist eine 2012 von Roman Pfeifer gegründete Kompanie, die zwischen instrumentalem Theater, Tanzperformance, Szenografie, Elektronischer Musik, Zeichnung und Fotografie arbeitet.
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Simon Rummel – Authentische Gesänge
(nach Möglichkeit von allen Teilnehmern gespielt)

Wenn man Luft aus einem prall gefüllten Ballon durch einen engen Schlitz allmählich entweichen lässt, werden dadurch hohe, gleitende Tonhöhenverläufe erzeugt. In Simon Rummels Komposition „Authentische Gesänge“ soll dieser Klang von einem Ensemble gleichzeitig und möglichst exakt durch die Stimme imitiert werden, wodurch eine musikalisch ambivalente Situation entsteht:
Der Klang der Ballons wird zwar durch die Sänger selbst erzeugt und kann mit etwas Übung grob gesteuert werden, bleibt aber im Detail immer unberechenbar. Aus den feinen Differenzen zwischen den Stimmen und den „Ballon-Gesängen“ ergibt sich ein differenzierter, mikrotonaler Mischklang.
Gleichzeitig erzeugt die Spielanweisung auch einen szenischen Ablauf: Die riesigen einfarbigen Luftballons verdecken die Köpfe der Aufführenden zunächst vollständig, nach und nach schrumpfen sie und geben den Blick auf die Gesichter ihrer Spieler frei.
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DJ Jan Lankisch
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Containerklang #5 – Musik Performance DJ
19.12.2015, 20:00 Uhr
Eintritt: 10 €

Kunsthaus Rhenania
Bayenstr. 28
50678 Köln

http://www.kunsthaus-rhenania.de

Containerklang ist eine Plattform der freien Kölner Szene der zeitgenössischen Musik und wird veranstaltet von der Kölner Gesellschaft für neue Musik (kgnm).
Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln.

Quelle: http://kgnm.kgnm.de

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