Theatererlebnis: "Nordost" im Theater der Keller

Veröffentlicht in Kunst und Kultur

Nordost 072Thorsten Buchsteiner wählte für sein Theaterstück „Norost“, den schwierigen Stoff der Geiselnahme in Moskau im Oktober 2002.

Drei Stimmen lässt Buchsteiner zu Wort kommen, drei Perspektiven.
Die Dynamik der Inszenierung von Daniel Kuschewski greift unmittelbar.

Das Spiel beginnt gleich im Foyer, mit wilden Monologen der drei Schauspielerinnen in Brautkleidern und wird dann im Saal fortgestzt.
Das Mobilar fehlt, doch werden Sitzkissen an das Publikum verteilt, auf dass der Bodenkontakt nicht zu hart erfolgt.
Eine Kamera bezieht das Publikum mit ein, mulmiges Gefühl schleicht heran, ja ahnungslose Theaterbesucher waren es damals, 850, vonNordost 140 denen 129 Geiseln durch die Gase der Polizei und die Attentäter durch direkten Kopfschuss vor Ort starben.

Die Chronologie des Dramas wird aufgenommen, Datum und Zeit genannt, dadurch ergibt sich ein ganz eigener Sog, obgleich die Stimmen oftmals irritierend hilflos und ohnmächtig den Schrecken des Szenarios vergegenwärtigen. Fiona Metscher begleitet das Geschehen als Ärztin, die Kind und Mutter im Theater weiß, Amely Draeger verleiht einer tscheschenischen Rebellin Gehör, die Dritte im Bunde ist Doris Plenert als Geisel..

Alle drei entspinnen ein packendes Geflecht, das die Brisanz und den Wahnsinn der realen Ereignisse mosaikhaft zu einer Erzählung verschmelzen lässt.

Das Stück, welches für den Kölner Theaterpreis und den Kurt Hackenbergpreis für politisches Theater 2011 nominiert gewesen ist, wird im April und Mai 2012 im Theater der Keller aufgeführt.

Weitere Informationen unter: www.theater-der-keller.de

Nordost

Regie: Daniel Kuschewski
Ausstattung: Thomas Unthan

Mit: Amely Draeger, Fiona Metscher, Doris Plenert

Theater der Keller, Kleingedankstr. 6, 50677 Köln

Katja Egler-Streil

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