Routenplaner Stresstest

Kostenlose Alternativen

by Andreas Bastian "Seconds - Ihr Journal in Köln" Ausg. Juni 2012

Der heutige Standard der Technik scheint bei der vierten Dimension anzuklopfen: Raumklänge, Highdefinition Television, Digital-Theater, Fahrzeugcomputer, die einem immer mehr Sicherheit statt Vorsicht anbieten. Die Frage: Was können diese Geräte, und was sollten Sie eigentlich können, bleibt oft unbeantwortet, oder die Antwort ist unkritisch und wird, naja, unter den Teppich gekehrt. Superlative funktionieren viel besser als die nackten Tatsachen, die offenlegen, welche Funktionen einfach nicht berücksichtigt wurden.

Das eine Beispiel - eine Umkehr jeglicher Logik - nämlich hochglanzlackierte Stoßstangen an Stadtflitzern, wo man sich fragt: „Wieso lackiere ich sie denn dann mit empfindlichem Lack?“ möchte ich außen vor lassen. Aber beim Thema Auto möchte ich bleiben. Denn nichts ist cooler als ein leuchtendes Navi im Abendlicht, das mir freundlich den Weg weist. Wozu sind diese Geräte eigentlich in der Lage, unter der Voraussetzung, dass ich den Weg ja nun nicht kenne? Das eine Navi führt mich ständig in den Stau, und das andere führt mich rasch zum Ziel.

Der Routenplaner - ein kompetenter City-Guide?
Was den Prozessorkern und die Rechenleistung dieser Geräte anbelangt, so spielen die auswählbaren Funktionen ausschließlich in der Amateurliga. Dabei würden die Geräte bei all den Zusatzinformationen, die man haben könnte, nicht im Geringsten in die Knie gehen. Da ist beispielsweise eine der simpelsten Anforderungen, die mit Erfindung dieser Geräte eigentlich Hand in Hand gegangen sein sollte: Ich bin in einer fremden Stadt und möchte dort 20 Sehenswürdigkeiten anfahren. Die Geräte der heutigen Standards (Weltraumtechnologie), mit dicken Speicherbänken, sind allesamt nicht in der Lage, mir die logisch kürzeste Verbindung zwischen den 20 Punkten auszuspucken. Die Route kann nur gemäß der Reihenfolge der Eingabe errechnet werden (oder aber man greift richtig tief in die Tasche).

Aber woher soll ich die Reihenfolge wissen, denn ich bin ja fremd. Genau deswegen nutze ich ja einen Navigator. Es ist ein Rechenaufkommen von drei Millionen Rechensequenzen für je zehn Adressen notwendig. Ein 33 MHz Prozessor aus dem Jahre 1990 konnte bereits 33 Millionen Aufgaben in der Sekunde lösen. Selbst Premium- Navigatoren sind nicht in der Lage, diese „kleine“ Zusatzaufgabe ohne große Probleme zu lösen. Was bleibt, ist der Blick ins Internet. Leider kann auch hier keiner der „Premium“- Routenplaner diese bescheidene Anforderung erfüllen – obwohl es wahrscheinlich die naheliegendste Funktion eines Navigators sein sollte. Schließlich heißt er doch Routenplaner, oder haben die Programmierer hier irgendwas falsch verstanden?

Statt erweiterter Funktionen müssen wir uns etliche Werbevideos anschauen, bevor wir den Premiumbereich betreten dürfen. Selbst wenn man vorbereitete Excel-Tabellen einspeisen
möchte, wird der Premiumbereich regelrecht zur Farce. Im Internet, das in der heutigen Zeit in der Lage ist, rund drei Milliarden Berechnungen in der Sekunde zu tätigen, erlebt man bei Routenplanern die Renaissance des Mittelalters, fühlt sich versetzt in eine Zeit, wo Wunderwasser zum Haarwuchs verkauft wurde. Also selbst wenn ich einen Computer hinzuziehe, ist die Aufgabe auf deutschen Web-Seiten nicht zu lösen. Wenn ADAC, MICHELIN und all die anderen das nicht können, wer kann es dann?

Das internationale Internet macht es vor
Wir wagen einen Blick ins internationale Internet und forschen nach Routenplanern, um diese „kleine“ Aufgabe zu lösen. Unsere Aufgabenstellung ist angesiedelt in der Fischerei und der Seefahrt, um Fanggebiete sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Wir finden eine kleine Seite in Holland mit dem Namen RouteXL. Dort bieten sich Routenplanungsprogramme
an, die sich sogar auf Deutsch anzeigen lassen. Ein erster Klick auf der Seite ROUTEXL, und die Route, die sich vorher nicht lösen ließ, ist binnen 1,5 Sekunden errechnet. Mit insgesamt zwei Klicks und einer durchgemischten Exceltabelle.
Mit bis zu 100 Adressen in 8,2 Sekunden nimmt das kleine Programm richtig Fahrt auf. Ganz ohne „Premiumnutzen“ und Abogebühren von so genannten HD-Diensten, sondern für eine
Spende von drei Euro für die Entwicklung des Programms. Dafür kann ich dann 24 Stunden lang zig Routen mit je 100 Adressen ausspucken lassen. Nötig sind die Angaben für: Straße, Hausnummer und Postleitzahl. Sie sind als Exceltabelle auch wieder exportierbar und werden als HTML-Seiten für spätere Bearbeitungen gesichert. Da kann man mit Kollegen sogar noch im Nachhinein die Touren telefonisch besprechen. Das Programm ist so gut, dass sogar Google, nach Angaben der Erfinder, die Benutzung von Google Maps als Grundlage für
eine App untersagt hat. Wir danken ROUTEXL für das kleine Tool, das in kürzester Zeit dem Wort Navigator die Wertung zuspricht, die es eigentlich auch verdient hat – zu finden unter:
www.routexl.nl

Seconds finden Sie in Öffentlichen Lokalitäten in ganz Köln ausgelegt. Im Internet finden Sie das Magazin unter www.second-magazine.de

 

 

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