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Aktionstag: "World Restart a Heart Day 2019" Schnelle Hilfe und neue Maßnahmen im Kampf gegen den plötzlichen Herztod

imga136In Deutschland erleiden jährlich über 50.000 Menschen außerhalb eines Krankenhauses einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand – aber nur jeder zehnte Betroffene überlebt. Da es bereits innerhalb von drei bis fünf Minuten aufgrund von Sauerstoffmangel zu Schäden am Gehirn kommt, sind anwesende Laien überlebensnotwendig. Der gerufene Rettungsdienst benötigt durchschnittlich acht bis zehn Minuten zum Patienten. Diese Zeit kann durch Herzdruckmassage eines Laien oder eines Ersthelfers überbrückt werden.

Anlässlich des am 16. Oktober stattfindenden „World Restart a Heart Day“ veranstalten die ADAC Stiftung, der Deutsche Rat für Wiederbelebung, das Gesundheitsamt der Stadt Köln, das Nationale Bündnis Wiederbelebung und die Uniklinik Köln gemeinsam mit der ADAC Luftrettung, dem Arbeiter Samariter Bund, den Johannitern, der Kölner Feuerwehr, dem Kölner Verkehrsbund und den Maltesern eine Wiederbelebungsaktion auf dem Roncalliplatz.

Gesundheitsdezernent Dr. Harald Rau:

Die Stadt Köln unterstützt diese Aktion und ist froh, dass wir hier für die Wiederbelebung werben können. Jede Kölnerin und jeder Kölner kann gerade in den ersten Minuten Leben retten.

Dr. Andrea David, Vorstand der ADAC Stiftung:

Die ADAC Stiftung möchte mehr Menschen ermutigen und befähigen, in einem Notfall Hilfe zu leisten. Unser Ziel ist es, dass jeder die einfachen Schritte "Prüfen, Rufen, Drücken" beherrscht und anwendet.

Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass dem plötzlichen Herztod nur ältere Menschen mit vorerkrankten Herzen zum Opfer fallen, sind es häufig auch sehr junge Menschen, die plötzlich und unerwartet daran sterben. Der plötzliche Herztod kann jeden treffen. Auch in Köln ist dies leider täglich Realität. Jahr für Jahr wird der Kölner Rettungsdienst mehr 800 Mal im Jahr zu Wiederbelebungen bei plötzlichem Herzstillstand gerufen. Häufig bleiben alle Bemühungen vergeblich. Statistisch überleben den plötzlichen Herztod lediglich acht bis zehn Prozent der Patienten.

Feuerwehrchef Dr. Christian Miller:

Die Überlebenschancen beim plötzlichen Herztod können entscheidend erhöht werden, wenn die Rettungskette aus Ersthelfern, Rettungsdienst und Klinikversorgung optimal ineinander greift. Dazu bringt die Feuerwehr Köln ein operatives System aus Rettungsdienst, Luftrettung, Feuerwehr und Technischer Rettung zum Einsatz und forscht an der Weiterentwicklung von Verfahrensweisen und Technik. Das Wohl des Patienten steht für uns im Mittelpunkt.

Die Feuerwehr Köln möchte am "World Restart a Heart Day" das Interesse auf die gesamte Rettungskette lenken und über die Bemühungen der Feuerwehr Köln mit dem Netzwerk kooperierender Kliniken und Institutionen rund um das Thema plötzlicher Herztod zu informieren. Anhand von tatsächlichen Ereignissen, die sich vor kurzem in Köln abgespielt haben, soll den gemeinsamen Bemühungen für ein Überleben der Patienten anhand realer Schicksale verdeutlicht werden. Bereits seit Jahren arbeitet die Feuerwehr Köln mit ihrem System der "Notfallversorgung aus einer Hand" daran, die Überlebenschancen von Patienten beim plötzlichen Herztod zu erhöhen. Die Feuerwehr Köln hält nicht nur ein operatives Netz aus Rettungsdienst, Hubschrauber, Feuerwehr und technischer Hilfe vor, sondern forscht auch an der Weiterentwicklung von Technik und Verfahrensweisen, zum Wohle der Patienten.

Die Feuerwehr Köln tauscht sich dazu weltweit mit Fachleuten, Forschungsgruppen und Institutionen um eine Optimierung der Rettungsmaßnahmen aus. Der entscheidende Faktor ist Zeit. Schon in den ersten Sekunden eines Herz-Kreislaufstillstands beginnt die Unterversorgung lebenswichtiger Organe. Um die Überlebenschancen des Patienten entscheidend zu erhöhen, muss die Rettungskette aus Ersthelfern, Rettungsdienst und klinischer Versorgung ohne Zeitverzug ineinander greifen. Die entscheidenden ersten Minuten bis zum Eintreffen der professionellen Retter können nur durch engagierte und entschlossene Ersthelfer überbrückt werden.

Laienreanimation

Wenn es zu einem plötzlichen Herzstillstand kommt, werden das Gehirn und alle anderen lebenswichtigen Organe schlagartig von der Versorgung mit Sauerstoff abgeschnitten. Die Zellen beginnen bereits nach kürzester Zeit abzusterben, die Chance auf eine erfolgreiche Wiederbelebung nimmt von Minute zu Minute ab. Eine einfache und von jedem leicht durchzuführende Herzmassage kann jedoch den Kreislauf in Gang halten und ermöglicht so, die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes und zur Einleitung erweiterter Maßnahmen zu überbrücken. Folglich ist es sehr wichtig, dass möglichst viele Menschen diese einfachen und schnell zu erlernenden Techniken beherrschen.

Eine möglichst breite Ausbildung ist erforderlich und setzt am besten schon in der Schule ein.

Das Heinrich-Mann-Gymnasium in Köln-Volkhoven hat sich im Juni bei einer Projektwoche mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beschäftigt. Lehrkräfte der Schule schulten gemeinsam mit Feuerwehrbeamten der örtlichen Feuer- und Rettungswache am Volkhovener Weg sowie Notärzten der Berufsfeuerwehr etwa 30 Schüler. Der Erfolg war so groß und die Ergebnisse so überzeugend, dass auf Wunsch der Schulleitung im Januar 2020 eine komplette Jahrgangsstufe 9 durch Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr in Wiederbelebungsmaßnahmen ausgebildet werden soll.

Telefonreanimation

Die Disponenten der Leitstelle sind besonders geschult worden, um bei der Notrufannahme einen eventuellen Herzkreislaufstillstand zielgerichtet zu erfragen und korrekt zu erkennen. Dies ist nicht nur deshalb wichtig, um die geeigneten Rettungsteams entsenden zu können. Zudem können die Beamten dem Anrufer Hinweise zu lebensrettenden Erstmaßnahmen geben. Selbst dann, wenn der Anrufer noch nie einen Erste-Hilfe-Kurs besucht hat oder dieser schon lange Zeit zurückliegen sollte, kann der aufgeregte Anrufer durch einen einfühlsamen Disponenten beruhigt, motiviert und telefonisch angeleitet werden, eine effektive Herzdruckmassage durchzuführen. Sogar Kinder, die einen Notfall melden, können auf diese Weise durch das Telefonat geführt womöglich zum Lebensretter werden.

First Responder und Freiwillige Feuerwehr

Köln verfügt über ein dichtes Netz von Feuer- und Rettungswachen. Weit über 50 Rettungswagen, 13 Notärzte und zwei notarztbesetzte Hubschrauber stehen zur notfallmedizinischen Versorgung der Bevölkerung bereit. Dies, sowie eine rasche und effiziente Disposition der Einsatzmittel durch die Leitstelle in Köln-Weidenpesch, ermöglicht ein Eintreffen des Rettungsdienstes in den meisten Fällen in weniger als fünf Minuten. Ist ausnahmsweise eine längere Zeit bis zur Ankunft zu erwarten, wird dieser Zeitraum bereits seit den 90er Jahren durch die konsequente Anwendung der sogenannten First-Responder-Strategie überbrückt. Jeder Feuerwehrbeamte in Köln ist auch im Rettungsdienst ausgebildet. Drängt die Zeit, wird auch schon einmal ein Löschfahrzeug mit fünf Feuerwehrmännern geschickt, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungswagens sinnvoll abzudecken. In den Außenbezirken wie Köln-Worringen ist die Freiwillige Feuerwehr fester Bestandteil dieses First-Responder-Systems. Diese ehrenamtlichen Helfer sind in Wiederbelebungsmaßnahmen ausgebildet und verfügen über das erforderliche Material, um die Zeit bis zum Eintreffen des regulären Rettungsdienstes für erste lebensrettende Maßnahmen zu nutzen.

Technische Ausstattung

Die technische Ausstattung der Rettungswagen und Notarztfahrzeuge wird fortlaufend verbessert und optimiert. Bereits seit mehr als zehn Jahren sind automatische Reanimationsgeräte im Einsatz, die in bestimmten Fällen eine Fortführung der lebenswichtigen Herzmassage auch während des Transportes im Rettungswagen ermöglichen. Ultraschallgeräte in der Größe eines Smartphones und miniaturisierte Laborgeräte unterstützen die Diagnosestellung unmittelbar noch vor Ort.

Luftrettung

In den Randbezirken Kölns sowie in Zeiten hoher Auslastung der Einsatzfahrzeuge kann der bodengebundene Rettungsdienst effektiv durch die Luftrettung unterstützt werden. Die Leitstelle der Berufsfeuerwehr kann zu diesem Zweck die Rettungshubschrauber "Christoph 3" und "Christoph Rheinland" einsetzen. Die Teams beider Helikopter können eigenständig Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen, oder bereits vor Ort befindliche Einsatzkräfte unterstützen. Christoph Rheinland, der zusätzlich als Intensivtransporthubschrauber dient, verfügt zudem über eine erweiterte Ausstattung wie das bereits erwähnte Reanimations- und Ultraschallgerät. Somit können Patienten auch aus entlegeneren Stadtteilen oder umliegenden Kreisen und Städten zügig in Spezialkliniken geflogen werden. Reanimationsmaßnahmen wie die Herzdruckmassage können dabei während des Fluges lückenlos fortgesetzt werden.

Quelle: Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit