Immis trimmen Trump die Haare

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Plakat Immi 2017 WebKölns internationalste Karnevalssitzung bietet drei Stunden Satire und Live-Musik vom Feinsten, Motto: Jede Jeck is von woanders. Mit dabei: Der neue US-Präsident, Tinder- Dating und Kölns Baustellen-Koordinator.

Er grapscht Frauen an, wettert gegen Mexikaner und will Muslime aus dem Land werfen: Wie konnte Donald Trump Präsident der USA werden? Eine mögliche Antwort gibt das Ensemble der Immisitzung im Kölner Bürgerhaus Stollwerck: Da besucht Trump den Starfriseur Sergio, pöbelt herum und destilliert aus dem Geplapper des schwulen Haarkünstlers seine gesamte Wahlkampagne.

Trump habe „verdammt long hair“, trällert Sergio zur Musik des ähnlich lautenden BAP-Hits. Aber Trump als Präsident, das geht zu weit: Rasch bekommt der Amerikaner eine neue Frisur samt eingewebter mexikanischer Kreppfigur - damit er sich das mit der Mauer an der Grenze noch mal überlegt. Und eine Hoffnung bleibt: Auch Trumps Präsidentschaft ist eines Tages „verdamp lang her“.

Es ist wieder Zeit für die Immisitzung: Kölns internationalste Karnevalssitzung in Form einer Kabarettrevue ist am Donnerstagabend im Bürgerhaus Stollwerck in ihre achte Session gestartet. Die Schauspieler und Musiker: Eine bunte Truppe mit familiären Verbindungen zu elf verschiedenen Ländern, von Albanien bis Tansania. Die Präsidentin: Myriam Chebabi, die „brasilianische Jungfrau, ImmiMymmi die Erste“. Die Themen: Kulturen-Clash, Köln und der Karneval.

Ein Schwarzer bei den Negerköpp

Denn Immis, das sind „imitierte Kölner“, die nicht von hier kommen, Immigranten, die in Deutschland ein Zuhause gefunden haben. Neu im Ensemble der Immisitzung sind diesmal die Schauspielerin Mirjam Radovic (mit familiären Wurzeln in Serbien) und die Kölner Schauspieler Raphael Souza Sá (Brasilien) und Sunga Weineck (Tansania).

„Jede Jeck is von woanders“, lautet das Motto der Immisitzung: Ein Plädoyer für mehr Toleranz. Was aktueller ist denn je angesichts mehr als einer Millionen Menschen, die zuletzt nach Deutschland gekommen sind. In Sketchen, Songs und Standups beleuchten die Immis in ihrer dreistündigen Bühnenshow den Status quo im Einwanderungsland Deutschland.

Überall, wo die Welt aus den Fugen gerät, basteln die Immis sie mit Satire wieder schräg zusammen: Was etwa geschähe mit Immigranten, wenn die Afd bei der Bundestagswahl gewänne? Ein Besuch beim Einwanderungsamt: Da wird der Sprachtest zum Galgenmännchen- Spiel, bei jeder falschen Antwort verliert der Immigrant ein Körperteil. Bis er ganz verschwunden ist – was der Afd nur sehr recht ist.

Vor ein kniffliges Integrationsproblem gestellt sehen sich derweil die Mitglieder des Karnevalsvereins „Südstädter Negerköpp“: Das neue Mitglied, scheint es ganz, ist ein echter Afrikaner. Darf man da überhaupt noch den anrüchigen Vereinsnamen behalten? Oder hat das Ganze auch Vorteile („Wir sparen Schminke“)?

Was passiert, wenn verschiedene Kulturen aufeinander treffen, ist immer wieder Thema während des dreistündigen Programms: Da lädt die deutsche Familie erstmals die serbische Schwiegertochter zu Weihnachten ein - und es treffen spartanisches Gedeck auf Spanferkel- Gelage. In der Straßenbahn unterdessen wird eine Unterhaltung zwischen Passagieren zum Tretminenfeld, weil sich jeder als Opfer sieht und alle sofort beleidigt sind.

Später zeigen die Immis, was passiert, wenn Pädagogen Jugendliche per „Rap-Battle“ zu mehr Respekt und Miteinander erziehen wollen: Zwei Cent, Black Mamba und Co. werfen sich Sprüche zu, die nirgends als jugendfrei durchgehen – während die Pädagogin versucht, das Niveau zu wahren („Wir haben uns darauf geeinigt, das Thema Religion, wenn, dann nur zur Begegnung im positiven Sinne zu benutzen“).

Dating-Pannen mit Tinder

Dating per Tinder-App: Wer das ausprobiert, erlebt seine Überraschungen, wie ein weiterer Sketch der Immisitzung 2017 vorführt. Profilbilder halten eben nicht immer, was sie versprechen. Ähnliches Pech mit den Männern hat Gisela, die ihrer Freundin Rosi bei einer ganzen Reihe von Kölsch ihr Leid klagt („Aber er hat mir gesagt er wäre schon geschieden... na, gut...getrennt...jaa, er hat gesagt, seine Frau war im Urlaub!“).

Ein Blick in das Büro des Baustellen-Koordinators der Stadt Köln erklärt erstmalig, warum in der Stadt an jeder Ecke ein Absperrband und ein Bagger steht: Da mischen Putzfrau, Affen, Poldi und Blinde in der Planungs-Software mit, während der Beamte eine ganz ruhige Kugel schiebt.

Musikalisch geht die Immisitzung dieses Jahr auf die Reise vom Balkan-Pop bis zu Prince, der als Karnevals-Prinz wiederaufersteht und mit einem amerikanisch-kölschen Medley ein Funkemariechen bezirzt. ImmiMymmi alias Myriam Chebabi und Raphael Souza Sá feiern sich mit einem Schuss Ironie als brasilianische Sexbomben.

Kurz darauf zeigt Chebabi Symptome von Über-Integration und tritt mit dem Spanier Francisco Rodriguez als die Schlagerstars Marianne und Michael auf. Und schließlich geistert Chebabi als Chinarestaurant-Chefin Kim Phong Thon „Stäbchenlos durch die Nacht“, weil sie Probleme mit dem Ordnungsamt hat (Stäbchenlos durch die Nacht / Warten wat dat Chop Suey macht / Stäbchenlos, mit Besteck / Ich bin verrückt; Ich bin jeck).

Quer durch die Show geben von der Empore aus die beiden Puppen, der Dicke und der Franzmann, ihre bissigen Kommentare ab – zur PKW-Maut, zum Böhmermann-Skandal, zum Spiele-Phänomen Pokemon. Sogar als ausgemachte Star-Trek-Fans entpuppen sich die beiden.

Am Ende treffen sich Batman und Poldi, Puppen und Hühner im Backstage-Bereich der Immisitzung – und stellen fest, dass es doch ein herrliches Durcheinander ist, wie so vieles in Köln, wo die Menschen Ahnen auf ganz verzeigten Ästen im Stammbaum haben. Mir sin wie mer sin, mir Jecke am Rhing. Dat es jet, wo mer stolz drop sin.

Karten für die Immisitzung 2017 gibt es auf www.immisitzung.de noch für ausgewählte Termine: 27.1., 29.1.. 10.02., 11.02., 12.02., 16.02., 18.02. 19.02. (11 Uhr), 21.02., 22.02., 26.02., 28.02..

Jede Jeck is von woanders
Die Immisitzung steht für kabarettistischen Karneval mit rasanter Bühnenkomik, internationaler Musik und ausgelassener Feierlaune. Im vergangenen Jahr lockte die Veranstaltung rund 8000 Zuschauer in die Kölner Südstadt. Einzigartig ist das multikulturelle Ensemble mit Künstlern aus aller Welt. Das Motto wirbt für Toleranz: Jede Jeck is von woanders.

Informationen, Bilder und Pressestimmen finden Sie auf www.immisitzung.de.

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