Afghanistan: Amnesty International in Deutschland und der Schweiz fordern sofortigen Abschiebungsstopp

amnesty logoBERLIN, 05.07.2021 – Mit dem Abzug der NATO-Truppen und dem Vormarsch der Taliban droht sich die prekäre Sicherheits- und Menschenrechtslage in Afghanistan weiter zu verschlimmern. Dennoch wollen die deutschen und Schweizer Behörden unverändert hunderte Menschen in das Land abschieben. Die Amnesty-Sektionen in Deutschland und der Schweiz appellieren gemeinsam an ihre Regierungen, keine Menschen mehr nach Afghanistan zurückzuschicken, da ihnen dort Gefahr für Leib und Leben droht.
 
„Afghanistan ist nicht sicher, an dieser Tatsache hat sich seit Jahren nichts geändert“, sagt Dr. Julia Duchrow, Stellvertreterin des Generalsekretärs von Amnesty International in Deutschland. „Anders als das Bundesinnenministerium sowie einige Innenministerien der Länder behaupten, gibt es dort auch keine sicheren Regionen. Daher fordert Amnesty International erneut einen sofortigen Abschiebungsstopp.“
 
Am morgigen Dienstag, den 6. Juli, soll es wieder eine Sammelabschiebung aus Deutschland Richtung Hindukusch geben. Duchrow sagt: „Kaum sind die letzten Bundeswehr-Soldat_innen aus Afghanistan wieder zurück auf deutschem Boden, schickt die Bundesregierung Menschen in genau dieses Land zurück, das weit weg davon ist, auch nur ein Mindestmaß an Sicherheit und Stabilität zu bieten.“
 
„Es ist unverantwortlich, jetzt Menschen nach Afghanistan abzuschieben, im Wissen darum, dass Chaos und Gewalt um sich greifen“, sagt Alexandra Karle, Geschäftsleiterin der Schweizer Sektion von Amnesty International. „Die Schweizer Behörden wollen nach einer Corona-bedingten Unterbrechung offensichtlich ein Zeitfenster nutzen, um letzte Abschiebungen in vermeintlich sichere Gebiete vorzunehmen, bevor die Lage vollends eskaliert.“
 
Zwar weist die Schweiz im europäischen Vergleich eine hohe Schutzquote von 84 Prozent für Asylsuchende aus Afghanistan auf, dennoch sollen rund 140 Wegweisungsentscheide vollzogen werden. Bei Rückführungen wollen die Behörden nach eigenen Angaben auf Linienflüge zurückgreifen und keine Sammelflüge durchführen.
 
Hintergrund
 

Nach Angaben des aktuellen Global Peace Index ist Afghanistan das gefährlichste Land der Welt – das dritte Jahr in Folge. Laut der UN-Mission UNAMA starben von Januar bis März mehr als 570 Menschen bei Anschlägen, gezielten Tötungen und Überfällen bewaffneter Gruppen, mehr als 1.200 wurden verletzt.
 
Heute ist keine Region in Afghanistan sicher, auch die Hauptstadt Kabul nicht. In mehr als 20 Provinzen gibt es bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und den Taliban. Abschiebungen nach Afghanistan verletzen nach Ansicht von Amnesty International das Non-Refoulement-Gebot und verstoßen gegen Völkerrecht.
 
Die Gefährdungslage und Perspektivlosigkeit von Rückkehrern in Afghanistan dokumentiert die im Juni 2021 erschienene Studie "Erfahrungen und Perspektiven abgeschobener Afghanen" von Diakonie und Brot für die Welt.
 
Seit 2016 sind bislang aus Deutschland 1.077 Menschen nach Afghanistan abgeschoben worden, allein 140 davon in 2021. Aus der Schweiz waren es seit 2016 22 Personen, in diesem Jahr wurde bislang niemand zurückgeführt.

Quelle: www.amnesty.de

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Kunst und Kultur

10.05. - 23.06.2024 Vom Wert der


vom wert der wahrnehmungVom Wert der Wahrnehmung
Arbeiten von Kurt Wagner (Schüler von Oskar Holweck), Marga Wagner und Anna C. Wagner
Kabinettausstellung 10.05. - 23.06.2024

Kurt Wagner (1936–2009)
Seit den frühen 1960er-Jahren galt das künstlerische Interesse des Fotogra...


weiterlesen...

"Birlikte" - 20. Jahrestag des


birlikte 2024Gastspiel und Podiumsdiskussionen // Kooperation mit dem Schauspiel Köln // Zur Erinnerung an und Aufklärung über rechtsextreme Gewalt in Deutschland 

Die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb organisiert in Kooperation mit dem Schauspiel Köln...


weiterlesen...

Marc Almond I'm Not Anyone Tour 2024


MA INA A1 Germany page 0001 1500x2103,Ein großartiges Lied kann nie sterben und sollte immer ein neues Leben und Publikum finden", so Marc Almond. Schon während seiner Zeit bei ,,Soft Cell" hatte Marc die Gabe Lieder, die in Vergessenheit geraten sind, neues Leben einzuhauchen. Dies ...


weiterlesen...

„Kölsch verbindet“: Die Kölsch


240528 Kölner Brauerei Verband PK Kölsch verbindet v.l. Alexander Rolff   Melanie Schwartz   Heinrich Phiipp Becker Foto Ben HammerKöln, 28. Mai 2024 – Die Kölsch Brauereien gehen erstmals mit einer gemeinsamen Kampagne an die Öffentlichkeit. Unter der Headline „Kölsch verbindet“ wird für das Kölsch und die Kölner Bier- und Brauhauskultur geworben.

Ziel der gemeinsamen Kommun...


weiterlesen...

14.- 15.06.2024 Ausstellung "Mit Kiemen


kiemen zaehneDie Kölner Haie sind auf dem Eis zuhause. Die Kölner Künstlerin Nina Marxen vom ATELIER „aufgemalt“ hat u.a. diese Unterwasserlebewesen mit Öl auf die Leinwand gebracht. Wir laden Sie daher herzlich zur Ausstellung in der Galerie Smend am 14./15. ...


weiterlesen...

Auszeichnung der "Botschafterinnen und


bPb LogoEhrung am Tag des Grundgesetzes in Berlin // In Anwesenheit der Parlamentarischen Staatssekretärin im BMI Rita Schwarzelühr-Sutter und bpb-Präsident Thomas Krüger 

Die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb zeichnete am heutigen 23. Mai 2024 se...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.