Standardisierung und Künstliche Intelligenz für effizienteren Gebäudebetrieb

Bild Michael Bause TH KölnTH Köln und Industriepartner starten Forschungsprojekt

Der Gebäudebestand der öffentlichen Hand birgt ein großes Optimierungspotenzial. Aufgrund einer mangelhaften Standardisierung der gebäudetechnischen Anlagen bestehen häufig suboptimale Betriebsprozesse und ein erhöhter Energieverbrauch. Die TH Köln und verschiedene Industriepartner der Gebäudeautomation und Branchen-Standardisierung möchten daher im Forschungsprojekt OptGA4.0 neue Wege finden, um Informationen über gebäudetechnische Anlagen einheitlich, maschinenlesbar und über den gesamten Lebenszyklus bereitzustellen.

„Das Ziel der Gebäudeautomation ist, dass Algorithmen automatisch und ohne menschliche Intervention den Zustand des Objekts und seiner Technischen Gebäudeausrüstung erkennen und regelbasiert optimieren. Dies geschieht in der Praxis häufig nicht, weil jeder Hersteller seine Anlagen informationstechnisch anders beschreibt“, erläutert Projektmitarbeiter Michael Krüttgen vom Institut für Technische Gebäudeausrüstung der TH Köln. So kann etwa bei einem technisch identischen Heizkreis die digitale Version, auf die Algorithmen zurückgreifen würden, je nach Anbieter unterschiedliche Bezeichnungen, Einheiten oder semantische Ausprägungen haben.

„Daher muss derzeit jeder Datenpunkt, wie zum Beispiel die Vorlauftemperatur, manuell gefunden und in seiner Bedeutung aufbereitet werden, bevor Optimierungsprogramme zum Einsatz kommen können. Dieser Aufwand ist zu groß und der wachsende Personalmangel lässt wenig Spielraum für die Optimierung. In Folge dessen werden viele Bauwerke ineffizient betrieben und große Optimierungspotenziale wie Energieeinsparungen nicht genutzt“, ergänzt Krüttgen, der im Rahmen des Projekts seine Doktorarbeit schreibt.

Neue Standards und Künstliche Intelligenz

Im Forschungsprojekt OptGA4.0 möchte die TH Köln mit den Projektpartnern das Problem von verschiedenen Seiten angehen und so insbesondere der öffentlichen Hand als Gebäudebetreiber neue Werkzeuge bereitstellen, um ihren umfangreichen Gebäudebestand effizienter zu betreiben. So soll als Grundlage ein lebenszyklusübergreifender und maschinenlesbarer informationstechnischer Standard entstehen, nach dem Anlagen der Technischen Gebäudeausrüstung künftig einheitlich beschrieben sind. Daher arbeiten diverse Standardisierungsorganisationen im Vorhaben mit.

„Damit die heute bereits verbaute und uneinheitlich beschriebene Technik künftig besser geregelt werden kann, trainieren wir eine Künstliche Intelligenz. Diese soll in der Lage sein, die heterogene Beschreibung von Datenpunkten im Bestand zu interpretieren und auf einen homogenen Standard zu übersetzen, der dann von den Regelungsalgorithmen verstanden wird. Die KI fungiert quasi als Maschine-Maschine-Übersetzer“, so Krüttgen.

Prototypische Anwendungen

Ist die Technik einheitlich beschrieben, können regelbasierte Anwendungen und Algorithmen zur Optimierung und zum effizienten Betrieb der Gebäude eingesetzt werden. „Dabei wollen wir das SelfX-Prinzip anwenden. Das sind Systeme mit der Eigenschaft, ihre Umgebung eigenständig zu erkunden und automatisierte Interaktionen mit anderen Systemen zu realisieren, ohne dass es eines manuellen Eingriffs des Menschen bedarf“, sagt Krüttgen.

Die Forschungsergebnisse validiert das Projektkonsortium prototypisch am realen Gebäudebestand der Stadt Köln und des Schulbaus Hamburg, beispielsweise anhand regelbasierter und automatisierter Energiemonitoring- und Instandhaltungsanwendungen. Eine bestehende Softwareumgebung des Facility Managements wird um den neuen informationstechnischen Standard erweitert, so dass die engineeringfreien Anwendungen möglich werden.

Über das Projekt

Das Forschungsprojekt „Optimierung von Engineering-Prozessen der kommunalen Gebäudeautomation auf Basis standardisierter Anlagentypen und Informationsmodelle“ (OptGA4.0) wird an der TH Köln von Prof. Dr. Jochen Müller vom Institut für Technische Gebäudeausrüstung und Prof. Dr. Niels Bartels vom Institut für Konstruktiven Ingenieurbau geleitet. Projektpartner sind die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln, SBH | Schulbau Hamburg, Kieback & Peter GmbH & Co.KG, eTASK Immobilien Software GmbH, Verein Deutscher Ingenieure e.V. - VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäude, AMEV Arbeitskreis Maschinen- und Elektrotechnik staatlicher und kommunaler Verwaltungen, VDMA e.V. Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau - Automation + Management für Haus und Gebäude, buildingSmart Deutschland e.V. und die Bergische Universität Wuppertal, Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Maßnahme FH-Kooperativ von 2024 bis Ende 2027 mit rund einer Million Euro gefördert.

Abbildung: Beim Auftaktmeeting (v.l.): Rebekka Benfer (TH Köln), Dr. Peter Hug (VDMA), Prof. Dr. Niels Bartles (TH Köln), Eike Hinck (Stadt Köln), Prof. Dr. Jochen Müller (TH Köln), Michael Krüttgen (TH Köln) (Bild: Michael Bause/TH Köln). 

Quelle: www.th-koeln.de

Diesen Beitrag teilen, das Unterstützt uns, DANKE !

FacebookVZJappyDeliciousMister WongXingTwitterLinkedInPinterestDiggGoogle Plus

weitere Beiträge

Nachrichten und Doku in Köln

Wahlbriefe schnellstmöglich


stadt Koeln LogoZur Europawahl am kommenden Sonntag, 9. Juni 2024, hat die Stadt Köln bisher mehr als 262.000 Wahlscheine für die Briefwahl ausgestellt. Aber erst von 188.400 Wähler*innen sind die Wahlbriefe mit ihrer abgegebenen Stimme wieder beim Wahlamt eingeg...


weiterlesen...

Kunst mit Biss – Alanus Hochschule


csm Rundgang Bildende Kunst 2024 7662c188ddWas treibt junge Künstler:innen heute um? Wie verorten sie sich in der emotionalisierten Gender-Debatte? Wie gehen sie mit der rasanten Digitalisierung um, wie mit der Bedrohung durch Klimawandel, Krieg und Pandemie? Einblicke dazu gibt der Rundga...


weiterlesen...

LSBTI-Förderprogramm 2024


stadt Koeln LogoStadt fördert Projekte zum Abbau von queerfeindlicher Gewalt und Diskriminierung

Ab sofort können bis zum 8. September 2024 Anträge für die Förderung von Projekten im LSBTI- Förderprogramm der Stadt Köln eingereicht werden, die zum Abbau von Diskr...


weiterlesen...

25.06.2024 Salongespräche - Für Otto


salongespräche 062024Erst ab 1980 wurde das wegweisende Schaffen von Otto Freundlich (1878–1944), der von den Nationalsozialisten verfemt und ermordet wurde, dank Ausstellungen, dem Erscheinen eines Werkverzeichnisses (1978) und seiner Schriften (1982) intensiver rezi...


weiterlesen...

Köln-Niehl/Riehl: Gesamtinstandsetzung


stadt Koeln LogoIm Zuge der Gesamtinstandsetzung der Mülheimer Brücke arbeitet die Stadt Köln auf dem Brückenzug oberhalb des Kuhweg im Bereich der linksrheinischen Deichbrücke. Die zusammengeschweißten Brückensegmente des neuen Überbaus werden auf die bereits er...


weiterlesen...

Interaktive, öffentliche


TH KölnDie Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der TH Köln thematisiert in einer interaktiven öffentlichen Lehrveranstaltung die drohenden Kürzungen in den öffentlichen Haushalten und die Folgen für die Soziale Arbeit. 

Die Veranstaltung findet ...


weiterlesen...
@2022 lebeART / MC-proMedia
toTop

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.